Fotos von der Generalprobe (privat)
Dieses Projekt präsentierte unter der Regie des Kammerchor Müllheims weihnachtliche Musik zwischen Mittelalter und Moderne, zum Teil in Kooperation mit Musikern der Freiburger Spielleyt sowie der Flötenklasse Martina Müller-Kern an der städtischen Musikschule.
Titelgebend ist der von Chorleiter Albrecht Haaf komponierte Zyklus "Wunderweiße Nächte" für Chor, Klavier und Querflöte nach Texten von Rainer Maria Rilke und Christian Morgenstern. Als aktuelle Neuveröffentlichung beim Musikverlag Schott music fand die Uraufführung im Rahmen dieses Konzertes statt.
Als Solisten waren Angelika Wesener-Schopka, Mezzosopran; Murat Coskun, Percussion; Bernd Maier, Drehleier und Dudelsack; Winfried Meier-Ehrat, Querflöte, Jutta Haaf, Klavier, Orgel, historische Harfe sowie junge Solisten der Flötenklasse zu hören. Die Gesamtleitung hatte Albrecht Haaf. Das Projekt war ein Beitrag zum 40. Jubiläum der städtischen Musikschule Müllheim.
Beim Konzert mit dem Kammerchor Müllheim und den Freiburger "Spielleyt" haben Flötenschüler ihren großen Auftritt (veröffentlicht am 01. Dezember 2014 in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung von Beatrice Ehrlich)
MÜLLHEIM. Schon das ganze Jahr über feiert die Musikschule Müllheim ihr 40-jähriges Bestehen mit verschiedenen Veranstaltungen – vom Kontrabassworkshop bis zum Konzert mit großem Symphonieorchester. Jetzt, in der Adventszeit, dominieren die leisen Klänge: Die Blockflöten haben ihren großen Auftritt. Flötenschüler von Martina Müller-Kern, der Kammerchor Müllheim unter der Leitung von Albrecht Haaf und die Freiburger Spielleyt kamen zu einem bezaubernden, von der Vielfalt unterschiedlichster Klänge charakterisierten Konzert zusammen.
Ganz still ist es in der bis auf den letzten Platz besetzten Martinskirche, als hinten erste Trommelschläge und Flötenklänge zu hören sind – wie Hirtenmusik aus weiter Ferne. Zum Klang des uralten spanischen Weihnachtslieds "Se ome fezer de grado" ziehen in einer kleinen Prozession Maria Müller-Kern und ihre Flötenschüler, begleitet von den Spielleyt um Albrecht Haaf mit Rahmentrommeln und Dudelsack nach vorn zur Bühne, wo schon der Kammerchor steht. Der Choral "Brich an Du schönes Morgenlicht" aus Bachs Weihnachtsoratorium, vom Chor strahlend und klar interpretiert, gibt dem ersten Programmteil seinen Titel, der ganz dem Thema der Hirten gewidmet ist.
Mit dieser beeindruckenden Uraufführung ist das Konzert noch lange nicht zu Ende: Unter dem Motto "Weihnacht der Spielleyt" zeigen die älteren Flötenschülerinnen, dass sie ihr Instrument
meisterhaft beherrschen. Bezaubernd ist der Dialog der beiden Nachtigallen (Sopranflöten: Anne Seeger, Svenja Schmidt) in der "Aria sopra la Bergamasca". Souverän, mit irrwitzigem Tempo und viel
Humor meistern die jungen Frauen dieses originelle Werk. Angelika Wesener-Schopka leitet mit ihrem Mezzosopran-Solo, rein und warm intoniert, über zu den feierlichen und fröhlichen
Schlussstücken: "Ding, dong! Merrily on high", einem mit seinem markanten, mit Holzlöffeln erzeugten Rhythmus, fast archaisch anmutenden "English Dance", und als krönenden Abschluss, "Gaudete",
ein finnisches Weihnachtslied aus dem 16. Jahrhundert.
Die fließenden Übergänge zwischen den beteiligten Gruppen, der Zusammenklang der vielen historischen Instrumente mit den Stimmen der Sänger, machten das Konzert zu einem hinreißenden Beginn der
Adventszeit. Das Publikum dankte mit langanhaltendem Applaus.
Lieder aus dem Mittelalter und der Renaissance, zu denen sich Flötenensembles in unterschiedlicher Besetzung zusammenfinden, angefangen bei den jüngsten Schülern, geben einen Einblick in die
europaweit gepflegte Tradition der Hirtenlieder. Angefangen beim bis heute erklingenden italienische "Quando nascette Ninno" bis hin zu den vier Stücken der Spielleute, in der zu den Flöten
historische Instrumente wie die Drehleiher (Bernd Maier) hinzukommen. Ziel im Blockflötenunterricht bei Martina Müller-Kern ist es, die gesamte Instrumentenfamilie zu beherrschen, von der
Sopranino-Blockflöte bis zum Subbass. Wie tief Flöten klingen können, zeigt sich zum Ende hin, als sich Murat Coskuns virtuoses Trommelspiel mit den tiefen Klängen der Flöten, zu einem
aufwühlenden klanglichen "Flow" verbinden. Der Kammerchor setzt einen Akzent mit dem blitzsauber artikulierten und dynamisch, mit einem Lächeln auf den Lippen vorgetragenen französischen Lied "Je
me suis levé".
Für den zweiten Programmteil hat Albrecht Haaf drei Wintergedichte von Rainer Maria Rilke und Christian Morgenstern ausgewählt und sie für gemischten Chor, Querflöte (Winfried Meier-Ehrat) und
Klavier (Jutta Haaf) vertont. Im Mittelpunkt dieser weihnachtlichen Stimmungsbilder steht jeweils ein weihnachtliches Sujet. Flötenschülerinnen, die schon bisher charmant durchs Programm geführt
haben, lesen die Gedichte. Eine Tanne im Winterwald steht in Rilkes "Die Nacht der Herrlichkeit" stellvertretend für das Warten auf die Christnacht. Mit perlenden Läufen von Klavier und Flöte,
dem Hin und Her zwischen den Singestimmen, die immer wieder einzelne Wortfolgen ganz deutlich heraustreten lassen – "und lauscht hinaus" – verleiht Haaf diesem vieldeutigen Gedicht eine
eingängige musikalische Form. Ein verträumtes Flötenvorspiel, darauf folgend der kristallklare Einsatz im Sopran, untermalen Rilkes Gedicht "Wunderweiße Nächte" hell leuchtend mit flirrenden
Klangflächen – "Weit, wie mit dichtem Diamantenstaube bestreut, erscheinen Flur und Flut". Ganz anders, irdisch, rhythmisch, die Vertonung von Morgensterns "Die Glocke".