Musikalisch zueinander gefunden

Gleich drei Chöre aus Müllheim und der französischen Partnerstadt Gray begegneten sich in einem Konzert in der Martinskirche und traten im Finale gemeinsam auf. Foto: volker münch

MÜLLHEIM. Seit rund drei Jahren engagieren sich die beiden Städte Müllheim und Gray, die mittlerweile 33 Jahre alte Städtepartnerschaft wieder mit Leben zu erfüllen. Was bisher auf verschiedenen Ebenen im Kleinen begonnen wurde, setzte sich nun mit einem Chortreffen in der Martinskirche fort. Dabei ging es nicht nur um die gesangliche Qualität, sondern ums Kennenlernen und das Knüpfen neuer Freundschaften.

Vor 33 Jahren wollten die Offiziellen der beiden Städte – Gray im französischen Departement Haute Saône und Müllheim – freundschaftliche Bande knüpfen und für ein einiges Europa wie auch für die deutsch-französische Aussöhnung mit einer lebendigen Freundschaft ein Zeichen setzen. Tatsächlich gab es über viele Jahre zahlreiche Anknüpfungspunkte, die von persönlichen Beziehungen getragen wurden. Ein typisches Beispiel waren die Müllheimer Handballer, die regelmäßig in Gray spielten oder ihr Trainingslager abhielten. Auch die Musikvereine, Chöre und andere Institutionen setzten deutliche Zeichen.
Mit den Generationswechseln in den Partnerschaftskomitees, in den Vereinen und anderen Institutionen schliefen die Beziehungen jedoch langsam ein. Einige Jahre herrschte richtiggehend Funkstille zwischen den beiden Partnerstädten. Vor drei Jahren, als eigentlich das Jubiläum zum 30-jährigen Bestehen angestanden hatte, gab es wenigstens wieder erste Beziehungen. Eine Delegation aus Gray besuchte Müllheim, vereinbarte mit den Müllheimern ein Treffen zwischen den Verwaltungen, den neu gebildeten Partnerschaftskomitees und förderte erste Kontaktaufnahmen zwischen den Vereinen. In der Öffentlichkeit allerdings war nur selten etwas vom Fortschritt der "Wiederbelebung" zu hören. Doch es bewegt sich etwas.

 

Deutlich machten das die Müllheimer Sängervereinigung, der Kammerchor und der Chor "Serenata" aus Gray, die sich nun auf Einladung der Stadt Müllheim zu einem gemeinsamen Konzert in der Martinskirche trafen. "Sie haben musikalisch zueinander gefunden", stellte Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich in ihrem Grußwort zu Beginn des Konzerts fest und gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass weitere Treffen folgen werden. Gerade die Musik habe den großen Vorteil, dass sich die Menschen auch ohne Worte verstehen können. Die Partnerschaft, so die Bürgermeisterin weiter, sei ein wichtiger Brückenschlag, gerade mit Blick auf die Entwicklung in Europa und die terroristischen Anschläge. "Wir müssen gemeinsam unsere Werte, unsere Demokratie und unsere Rechtsstaatlichkeit verteidigen und dazu Seite an Seite stehen", betonte sie. Ganz wichtig dabei sei das Miteinander der Bürger, das von gegenseitigem Verständnis und Vertrauen geprägt sein müsse. "Lassen Sie uns gemeinsam die Chance nutzen, zu feiern, zu musizieren und für ein gemeinsames Europa zu engagieren", rief sie die Menschen beider Partnerstädte auf.
"Es ist für uns eine große Freude, hier in Müllheim zu sein", bedankte sich Françoise Miallet, die Vertreterin des Bürgermeisters von Gray und Beigeordnete für Soziales. Sie gab der Hoffnung Ausdruck, die Partnerschaft möge allmählich wieder über gemeinsame Aktivitäten in Schwung kommen. Was dann folgte, war ein gelungener Auftakt für die Begegnung zwischen den Chören beider Städte. Die Vielfalt der Liedbeiträge und musikalischen Stile bot dabei eine Abwechslung, wie sie selten zu hören ist. Das deutsche traditionelle Liedgut, teils in alemannischer Sprache, die französischen Chansons, italienische Weisen, Spirituals und mit "Summertime" die wohl bekannteste Arie aus Gershwins Oper "Porgy and Bess" mündeten am Ende mit dem bekannten Lied "La Mer" von Charles Trenet, das die drei Chöre gemeinsam aufführten. In diesem Moment standen rund 100 Sänger zusammen auf der Bühne. Vertieft wurden die ersten Kontakte bei einem gemeinsamen Imbiss im Bürgerhaus.

Gray selbst liegt etwas mehr als 200 Kilometer von Müllheim entfernt im Burgund am Ufer der Saône. Geprägt ist die Kleinstadt von vielen historischen Gebäuden, wie der sehenswerten Basilika Notre Dame oder dem Rathaus im Renaissancestil. Ein interessantes Museum mit dem Namen Baron Martin im ehemaligen Schloss oberhalb Grays, ein schöner Campingplatz und eine sehenswerte Altstadt machen Gray zu einem attraktiven Ausflugsziel. Die Stadt zählt etwa 5600 Einwohner und ist seit 1984 französische Partnerstadt Müllheims.