Frühlingsgefühle zum Leben erweckt

Mit klassischen Stücken, Pop- und Jazzgesang begeisterten der Kammerchor und Voice Event beim Doppelkonzert in der Martinskirche. (veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Mi, 21. März 2018)

Der Kammerchor Müllheim (Leitung: Albrecht Haaf) vertrieb beim Konzert „Frühlingsgefühle“ in der Martinskirche die winterliche Stimmung, die das Wetter am Wochenende mit sich brachte.

Foto: Bianca Fier
Foto: Bianca Fier

MÜLLHEIM. Draußen fiel kräftig der Schnee, als in der Martinskirche am Samstagabend musikalische "Frühlingsgefühle" zum Leben erweckt wurden. Der Kammerchor Müllheim unter der Leitung von Albrecht Haaf und Voice Event, der Auswahlchor der Freiburger Gymnasien unter der Leitung von Christian Geugelin, begeisterten das Publikum mit klassischer Frühlingsliteratur und mit Pop- und Jazzgesang. Am Sonntag war der Andrang noch größer als tags zuvor.

Den ersten Programmteil gestaltete der Kammerchor Müllheim mit einem Zyklus von Gedichtvertonungen, Spirituals und bekannten Popsongs. Der Auftakt mit "I will sing with the spirit" von John Rutter brachte die Hörer sogleich in Stimmung.

Ein Highlight bildete die Uraufführung einer Komposition für Chor und Klavierbegleitung von Albrecht Haaf. Aus dem lyrischen Zyklus "So im Vorüberwehen" von Hermann Hesse hat Haaf vier Gedichte in genialer Weise vertont. "Blauer Schmetterling" erwies sich als ein leichtes Chordesign von beschwingter Eleganz, begleitet von "flatternden" Klavierklängen. "Der Kreuzgang von Santo Stefano" evozierte meditative Momente, während das Liebeslied "Für Ninon" eine ganze Palette von Gefühlen verriet. Der Abschluss mit "Stufen" vereinte dramatische und mystische Akzente. Eine komplexe Komposition und eine exzellente Interpretation mit atemberaubenden Akzenten.
Von Haaf stammen auch Text und Musik der Friedens-Collage "Why?". Ein existentieller Aufschrei des Chores leitet über zu einer Hoffnungsmelodie, die John Lennons "Give peace a Chance" zitiert – besser kann man die derzeitige Weltsituation in ihrer Zerrissenheit zwischen Kriegen und Hoffnung nach Frieden musikalisch kaum zum Ausdruck bringen.
In dem Klassiker "Summertime" aus dem Gershwin-Musical "Porgy and Bess" und Stings Hit "Fields of Gold" konnte sich Chor-Solistin Dianne Rübsamen mit ihrer eindrucksvollen Altstimme mit dem warmen Timbre großartig einbringen. Beide Arrangements stammen aus der Feder von Allrounder Albrecht Haaf.
Mit "Every time I feel the spirit", einem schwungvollen Spiritual im Arrangement von Bob Chilcott, gingen die Vorträge des Kammerchors zu Ende. An ihrem tollen Gelingen hatten die Instrumentalisten mit ihren einfühlsamen und perfekten Begleitungen einen guten Anteil.
Ein instrumentales Intermezzo gab Pianist Martin Klingler mit einer feinsinnigen Interpretation der "Arabesque" Nr. 1 A-Dur von Claude Debussy. Es gelang dem Interpreten glänzend, die impressionistische Klangwelt zum Leben zu erwecken.

 

Nach der Pause erfreuten die jungen Sängerinnen und Sänger von Voice Event die Hörer mit ihren in perfekter A-cappella-Manier vorgetragenen Pop- und Jazzsongs. Es war eine Freude, den Chor zu hören und in Bewegung zu sehen. Denn bei Voice Event gehören Singen und choreographisches Moment untrennbar zusammen. Der Opener, ein swingender Willkommensgruß für das Publikum, war der Beginn einer hinreißenden Reise durch die Welt junger Musikliteratur. Titel, wie das witzig Wortspiel "Words" (Anders Edenroth) und der besinnliche Song "September", ein Hit der Band Earth, Wind & Fire im Arrangement von Martin Carbow, begeisterten mit ihrem tollen Drive. Aus Namibia stammt das Traditional "Ojihambraera", das in Originalsprache vorgetragen wurde. Bei Kylie Minogues "Spinning Around" glaubt man, im vereinten Klang der Stimmen das leise Schnurren und Surren eines Spinnrades zu vernehmen. Das war wirklich A-cappella vom Feinsten! Auch in abgespeckter Formation kann Voice Event sich hören lassen, wie der Chor beispielsweise mit "Say" (John Mayer) oder dem furiosen "A capella" von Kirby Shaw stimmgewaltig bewies.

Zum Schluss gab es noch eine mehrere Zugaben, darunter den gemeinsam mit dem Kammerchor vorgetragenen Evergreen "When I am sixty four" von Paul McCartney – eine hübsche Anspielung auf das Konzept "Kammerchor meets Voice Event". Mit Standing Ovations belohnten die Hörer diese exzellente Show.
Albrecht Haaf und Christian Geugelin sind übrigens Studienkollegen. Beide sind sowohl in der Klassik als auch in der zeitgenössischen Pop- und Jazzmusik Zuhause. Man darf sich also schon auf künftige gemeinsame Konzerte freuen. Instrumental begleitet wurden die Sängerinnen und Sänger von Jutta Haaf und Martin Klingler (Klavier), Eva Brüstle (Kontrabass), Claudia Weißenfeld (Violoncello) sowie Tilo Wachter (Percussion).